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Offener Brief an den angebissenen Apfel

Mal schauen, ob jemand meine Meinung teilt – vielleicht du?

Lieber angebissener Apfel. Deine Produkte sind toll. Ich mag das Design, von den Läden über die Verpackung bis zu den Produkten. Auch der Service ist super. Wenn ich ein Problem mit einem deiner Produkte habe, wird mir schnell und unkompliziert geholfen. Auch deine Kreativität und Innovationskraft ist genial. Denken wir nur an die Mobiltelefonie. Du hast den gesamten Markt innert kürzester Zeit umgekrempelt und bist gegen grosse andere Anbieter zur Nummer 1 geworden. Dein multifunktionelles Mobiltelefon ist und bleibt ein Knaller. Die Leistung (zumindest wenn neu)sowie das Handling sind eins a und sogar die Lösung für die Administration funktioniert im Gegensatz zu deinen Mitbewerbern einwandfrei – sowohl auf PC, wie auch auf dem Apfel.

Auch das Marketing fasziniert mich. Dass du es hingekriegt hast, dass sich Technologie-Produkte zu solchen Kult-Trägern entwickeln, finde ich toll. Ich mag deine Produkte wirklich sehr, wenn du nur nicht die folgenden Themen wären.

Die Produktionsbedingungen in deinen Zuliefer-Werken

Einmal mit einem Skandal in den Schlagzeilen zu sein, weil sich einige Mitarbeiter eines Zulieferers wegen miserablen Arbeitsbedingungen umgebracht haben, ist blöd. Es kann aber einem grossen Konzern passieren (sollte aber nicht). Nun hat aber jeder eine zweite Chance verdient und wenn du etwas daraus gelernt und verändert hättest, könnte man sagen – Schwamm drüber. Immer und immer wieder mit dem gleichen Thema negativ aufzufallen, geht aber einfach gar nicht. Dass deine Produkte nicht die billigsten sind, wissen wir alle. Und dass du dein Geld lieber in Marketing und Gewinn fliessen lässt, ist auch ok. Es sollte aber doch möglich sein, dass du sicherstellst, dass deine Produkte unter guten Bedingungen hergestellt werden und dass du es uns alle wissen lässt.

Künstliche Verknappung im Handel

Wenn die Kunden auf ein Produkt warten müssen, wird dieses interessanter. Eine bekannte Marke kann so den Kultfaktor verstärken. Und die Kunden achten auch weniger auf den Preis. Sie sind einfach froh, das Produkt zu ergattern. Diese Gründe sprechen dafür, mit Absicht eine zu kleine Anzahl an Produkten in den Handel zu liefern – und sie stammen allesamt aus dem Lehrbuch. Und dieses Lehrbuch-Marketing betreibst du seit Jahren. Und es nervt. Es nervt deine Kunden und die Leute, die deine Produkte verkaufen und die ihre Kunden vertrösten müssen. Wir alle wissen, dass es möglich ist, genügend Produkte zu produzieren und zu liefern, dass die Nachfrage gedeckt werden könnte – also tu es bitte.

Geplante Obsoleszenz

Diese Strategie zielt darauf ab, bewusst Schwachstellen in Produkte einzubauen oder extra minderwertige Rohstoffe und Bauteile zu verwenden. Die Produkte sollen zu gegebener Zeit – möglichst nach Ablauf der Garantiefrist – kaputtgehen oder zumindest nicht mehr vollumfänglich genutzt werden können. Ich unterstelle dir diese Strategie jetzt einfach. Dass es technisch möglich ist, weiss ich. Und dass es viel betrieben wird, ist auch bekannt. Falls nicht, lies nochmals den Newsletter 60 – Geräte künstlich altern lassen. Deine Produkte machen so viel Spass. Wenn du uns aber mit einer exponentiell zunnehmenden Langsamkeit dazu zwingst, die nächste Generation zu kaufen, ist das einfach sch…

Lieber angebissener Apfel. Ich mag deine Produkte sehr. Wenn diese drei Punkte noch in den Griff kriegst, steht uns noch eine lange Beziehung bevor.

Herzliche Grüsse
Martin Aue

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