Mir kommt es vor, als wäre es gestern gewesen: Vor 16 Jahren war ich im Aufbau meiner ersten Firma. Und ich brauchte unbedingt Kunden. Nach einigen erfolglosen Telefongesprächen bekam ich einen Termin bei einem angesehenen Anbieter aus der Region. Ich fuhr also hin und meldete mich an. Die Antwort der Mitarbeiterin meiner Ansprechperson war: Er ist noch nicht da – gedulden Sie sich bitte noch etwas. Ich stand also vor der Türe auf dem Parkplatz – sicher eine Viertelstunde. Dann kam er angefahren: Fenster offen, laute Musik, Zigarette im Mund. Er hielt neben mir an. Schaute mich cool an und fertigte mich in 5 Minuten ab – frech, arrogant und unterste Schublade. So weit so gut.
Mehr als 10 Jahre später bekam ich einen Anruf von einem Bekannten, ob ich einen Verkäufer gebrauchen oder an jemanden vermitteln könne. Ich würde ihn auch kennen. Und wenn er nicht bald irgendwo unterkäme, wäre er ausgesteuert, da seit fast 2 Jahren arbeitslos. Er habe ihn gebeten, mich zu fragen. Es war – du ahnst es – der gleiche Typ. Es hat mich wirklich gereizt, ihn kommen zu lassen und zur Schnecke zu machen. Ich hätte es ihm gerne heimgezahlt: Auge um Auge, Zahn um Zahn. Ich habe es nicht getan. Warum nicht? Wie du mir, so ich dir ist falsch. So wie Rache auch falsch ist. Du gehst somit auf das gleiche Niveau wie dein Gegenüber.
Ich halte mich immer an der folgenden Redensart: Man sieht sich immer zwei Mal im Leben. Vor allem im Geschäftsleben ist es wichtig, sich danach zu verhalten. Oft ergeben sich Machtgefälle, in welchem du jemanden an die Wand drücken kannst. Das können Verhältnisse zwischen Kunden und Lieferanten, Chef und Vorgesetzten oder Geldgeber und Schuldner sein. Oft ist es reizvoll, in einer Situation seine Macht auszunützen. Sei es für dein Ego oder um Geld zu verdienen beziehungsweise geschäftlich weiterzukommen – vermeintlich. Aber denke daran: Wie du in den Wald rufst,…
Also: Hart ist ok. Wichtig und richtig ist: Hart aber fair
Faire Grüsse
Martin Aue